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Von Menschen und Mangos: 6 Wochen Praktikum bei AMPO

Praktikumszeitraum: 3. März – 14. April 2018

Von der Uni nach Burkina Faso

Beim ersten Schritt aus dem Flugzeug schlägt mir unter dem kuppelförmigen Dach der Gangway bereits die trockene Hitze entgegen, die mich in den nächsten Wochen begleiten sollte und vor der ich während meiner Vorbereitungen mehrmals ausdrücklich gewarnt worden war. Unter meiner weiten Stoffhose scheint die Wollstrumpfhose sich minütlich zu verflüssigen. Schließlich hatte es bei meinem Abflug in Berlin noch gut -12 Grad. Nach den Einreiseformalitäten bin ich sehr froh, von einem der beiden freundlichen AMPO-Fahrer vor dem Flughafen in Empfang genommen zu werden – mit einer Art Kombination aus Handschlag und anschließendem Fingerschnipsen. Er lacht herzlich, als ich zuerst nicht kapiere, was diese eigenartige Begrüßung soll. Dank der Jungs im AMPO-Waisenhaus werde ich den kommenden sechs Wochen in aller Ausführlichkeit sämtliche Handschlags -, Fußtrippel- und andere Begrüßungsmoves lernen. Aus den Fenstern des Autos heraus sauge ich die visuellen Eindrücke auf, die in einer fast überfordernden Gleichzeitigkeit auf mich einprasseln: So viele Motorräder! Eselsgespanne, mit Obst und Gemüse beladen, die brav vor einer roten Ampel halten. Die ockerfarbenen Gebäude, die immer niedriger werden, je weiter wir uns vom Zentrum entfernen, umso rarer machen sich auch die mehrstöckigen Häuser. Ein Mobilette-Fahrer, der zwei lange Metallstangen unter seinem Arm geklemmt transportiert, als sei dies der einfachste Balanceakt der Welt.

Die Umstellung hätte größer gar nicht sein können: Noch weniger als zwei Tage zuvor saß ich über einer Jura-Klausur brütend in der Universität, nicht mehr als 36 Stunden später war meine Reisetasche gepackt. Als ich im November die Zusage für ein Praktikum bei AMPO bekam, waren die darauffolgenden Reaktionen meines Umfelds zum Teil wenig hilfreich: Bei der Anmeldung des Praktikums an meinem Fachbereich der Universität wurde ich gefragt, ob ich denn keinen einfacheren Ort für mein Praktikum gefunden hätte als Burkina Faso. Dabei hatte ich doch gar nichts anderes gewollt! Ich bezweifelte außerdem stark, dass betreffenden Personen mir überhaupt hätten sagen können, wo sich das „Land der aufrechten Menschen“ genau befindet. Sonstige Fragen, gutgemeinte Ratschläge und Reaktionen auf mein Praktikumsvorhaben waren unter anderem folgende: Ist das denn nicht gefährlich? Hast du keine Angst? Und was ist mit den ganzen Impfungen, die du dafür machen musst? Iss‘ ja keine Lebensmittel am Straßenrand! Ich beschwichtigte, organisierte, erklärte, rechtfertigte und relativierte, ohne mir jedoch selbst ganz genau darüber im Klaren zu sein, was mich in Burkina Faso und bei AMPO erwarten würde.

So konnte ich keine Erwartungen aufbauen, zumal es meine erste Reise auf den afrikanischen Kontinent sein sollte. Ich versprach mir schlichtweg nichts davon, mir im Voraus auszumalen, wie es wohl in Ouagadougou sein würde – am Ende ist alles doch immer komplett anders als in vorgefertigten Vorstellungen. Ich war also gewissermaßen ein weißes Blatt. In dieser Rolle fühlte ich mich nicht sehr wohl, da ich alles und gleichzeitig nichts erwartete, wuchs meine innere Unsicherheit. Am Flughafen in Brüssel widerstand ich dem kurzzeitigen Impuls, den Rückzug in das mir bekannte Berlin anzutreten. Im Flugzeug versuchte ich, mich mit Orangensaft bei Laune zu halten. Ohne, dass ich es gemerkt hatte, wurde aber schon während der 5 Stunden, die der Flug dauerte, das weiße Blatt nach und nach gefüllt: Die vielen bunten Kleider, die in einem fröhlichen Kontrast zur grauen Innenverkleidung der Maschine standen. Ich wunderte mich ein wenig über die zahlreichen Burkinabè, die während des Fluges aufstanden, um sich mit anderen Landsleuten zu unterhalten – kannten die sich denn alle? Ganz anders als ich es von innereuropäischen Verkehrsmitteln gewöhnt war, in denen es den Reisenden heftige Beklemmungen zu verursachen scheint, mit anderen Menschen auf relativ engem Raum auf Gedeih und Verderb für eine gewisse Reisezeit zusammengepfercht zu sein, sodass jeder sich mit Kopfhörern von der Außenwelt abschottet und Grabesstille eintritt, herrschte im Airbus die Stimmung einer WG-Party: man stand auf, unterhielt sich, machte Smalltalk, trank und aß genüsslich, wechselte Plätze und lachte sogar noch, als im Landeanflug mehrere kleine Kinder begann, sich zu erbrechen. Auch diese (fast) unerschütterliche gute Laune sollte mein Leben über die sechs nächsten Wochen hinaus bereichern.

Meine Ankunft bei AMPO

« On n’est pas loin de chez AMPO, on est presque arrivés » (Wir sind nicht mehr weit von AMPO, wir sind fast angekommen). Diese Worte lenken mich vom Anblick des Motorrads ab, auf dem sich zu meinem Erstaunen eine gesammelte Großfamilie gestapelt hat. Gleich danach biegen wir auch schon in den Innenhof von AMPO ein, in dem sich Krankenstation, Gästezimmer, Laden und Restaurant um eine paillote, einen strohgedeckten Aufenthaltsraum herum, gruppieren. Nachdem meine Sachen ausgepackt sind und ich mich der viel zu warmen Strumpfhose entledigt habe, passiere ich den goudron – so bezeichnet man in Burkina alle asphaltierten Straßen, die allerdings nicht allzu zahlreich sind – und treffe so die Jungs und Mädchen der beiden AMPO-Waisenhäuser. In ihrem jeweiligen Hof nehmen sie mich freundlich und offen in Empfang, auf den Handschlag mit Schnipsen bin ich dieses Mal schon besser vorbereitet als noch am Flughafen! Im Laufe der darauffolgenden Tage lerne ich unglaublich viele neue Menschen kennen, das weiße Blatt füllt sich zusehends: Die jungen Frauen, die mit Hingabe in der Küche des Restaurants arbeiten. Der Imam, der jeden Abend mit den muslimischen Jungs und Mädchen in dem muslimischen Gebetsraum betet und danach gemeinsam mit ihnen zu Abend isst. Die Erzieherinnen und Erzieher, die von morgens bis abends rund um die Uhr für die Kinder und Jugendlichen da sind, ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, sie aber auch zur Ordnung rufen, wenn es etwa um die Hausaufgaben oder gemeinschaftlichen Pflichten geht. Die Nachtwachen, die zu jeder Stunde das Gelände von AMPO im Auge behalten, um sicherzugehen, dass vor allem die Kinder und Jugendlichen ruhig schlafen können. Diese Aufzählung ließe sich noch unendlich fortführen.

 

Nicht minder beeindruckt war ich, als einer der Erzieher mich zu Beginn meiner ersten Woche bei AMPO auf seinem Motorrad zu einer Tour durch die verschiedenen AMPO-Projekte mitnahm, die an unterschiedlichen Orten in der Hauptstadt verteilt sind. Allein das Verkehrsmittel war für mich eine echte Sensation – man stelle sich vor, ich hab noch nie zuvor auf einem Motorrad gesessen. Es wurde noch gescherzt, ob man mir nicht einen Helm oder einen Sicherheitsgurt andrehen müsse, dann brausten wir auch schon durch Ouagadougou. Nach einem kurzen Boxenstopp an einer der kleinen Tankstellen war unsere erste Station Benga Zaka, eine Wohnanlage für junge Männer, die ihre Ausbildung absolvieren, aber aus verschiedenen Gründen nicht in ihren Ursprungsfamilien wohnen können.

Danach ging es weiter zu P. P. Filles, einer Einrichtung, die mehrere Unterprojekte beherbergt und ihren Schwerpunkt im Bereich der Sensibilisierung hat: Burkinabè verschiedenster Altersklassen, vor allem Frauen, werden hier über die Themen der sexuellen Gesundheit, Verhütung, Familienplanung aber auch über das Problemfeld Umweltschutz informiert. Es gibt sogar ausgebildete Schülerbotschafter, die die Informationen in die verschiedenen Klassen ihrer Schule weitertragen. Die Sensibilisierungsarbeit, die von AMPO geleistet wird erreicht in Gestalt des Projekts Cinémobile auch die entlegenen Regionen. In der Einrichtung von P. P. Filles wird aber auch unterschiedlich gestaltete Hilfe abseits der Sensibilisierung geleistet: Einerseits werden Mikrokredite an Kollektive von 5 Frauen vergeben, die sich gegenseitig in der Rückzahlung absichern, aber auch Materialspenden wie Nahrung und Seife erreichen hier benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Dies alles erklärten uns die verschiedenen Projektverantwortlichen bei P. P. Filles mit sehr viel Begeisterung in der Stimme, gingen auf alle Fragen ein, bevor wir uns schließlich wieder auf den Weg machten.

Unser nächster Stopp war nun MIA-ALMA etwas außerhalb des Zentrums von Ouagadougou. Der Weg dorthin führte uns zunächst auf der asphaltierten Straße entlang, an kleinen Geschäften und Kiosken vorbei, dann über den Markt am Wasserturm, bis hin zu einer Konstruktion, die sich selbstbewusst als „Autobahnkreuz“ bezeichnet: Hier hat man Auffahrt auf die Nationalstraßen, wir aber bogen ab auf staubige Buckelpisten in Richtung MIA-ALMA. Hier empfing uns Souleymane Nana, der Leiter der Einrichtung, und nahm sich viel Zeit, uns das Projekt vorzustellen. Bei MIA-ALMA finden Mädchen und junge Frauen Unterschlupf, die Opfer von Zwangsheirat, ungewollten Schwangerschaften oder Vergewaltigungen wurden oder kein sicheres Obdach haben. Ich war sehr beeindruckt zu sehen, wie sehr es für Souleymane zur Berufung geworden ist, den jungen Frauen in MIA-ALMA einen Ort zu bieten, an dem sie eine sichere familiäre Gemeinschaft vorfinden, vollständig betreut werden, verpasste Schulbildung aufholen und einen Beruf erlernen können.

Weiter ging es nach Tondtenga („Unser Land“). Im dem Internat, in dem 50 Jungs aus der Provinz zwei Jahre lang das Handwerk der Landwirtschaft und Viehzucht erlernen, stellen der grasgrüne Salat, die zahlreichen verschiedenen Pflanzen und die Ruhe, die nur hier und da vom I-A der Esel unterbrochen wird, einen idyllischen Kontrast zum staubigen und lärmenden Stadtinneren dar. Es ist gleichzeitig eine nachhaltige Maßnahme gegen die Landflucht in Burkina Faso, die der jungen Generation in den Provinzen die Möglichkeit gibt, ihr Dorf auch während der Trockenzeit autark zu versorgen.

In allen Projekten bin ich beeindruckt von den nachhaltigen und langfristigen Gedanken, die ihnen zugrunde liegen – nur so kann Entwicklungszusammenarbeit gelingen!

In und um die Krankenstation herum

Die Einrichtung bei AMPO, die wohl die größte Öffentlichkeit erreicht, ist die Krankenstation. Hier durfte ich am Anfang meines Praktikums eine gute Woche lang in die tägliche Arbeit Einblick erhalten. Die Infirmerie ist in mehrerlei Hinsicht eine für Ouagadougou und Burkina Faso einzigartige Institution: Für die Behandlung, egal welcher Art, bezahlen die Patientinnen und Patienten einen geringen Betrag (ca. 0,30 €). Dabei sind Rezepte und Medikamente miteingeschlossen. Eine staatliche Krankenversicherung gibt es in Burkina Faso nicht. Und auch, wenn ein entsprechendes Gesetz hierüber während der Zeit meines Aufenthaltes beschlossen wurde, könnte es noch Jahre dauern, bis diese Neuerung umgesetzt wird und die Menschen tatsächlich spürbar erreicht, sollte dieser Beschluss denn überhaupt alltägliche Realität werden. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass bei AMPO verschiedene medizinische Fachgebiete an einem Ort zusammenfließen, da es nicht nur allgemeinmedizinische Sprechstunden gibt, sondern auch eine Augenarztpraxis und Fachkräfte aus der Gynäkologie und Zahnmedizin, die an bestimmten Terminen in der Woche in den Räumlichkeiten von AMPO behandeln. Viele der Ouagalais und Ouagalaises könnten sich eine Behandlung in einem der öffentlichen Krankenhäuser, geschweige denn die dort verschriebenen Medikamente gar nicht leisten – so ist die Krankenstation von AMPO ihr einziger Weg zu einer professionellen medizinischen Behandlung.

Schön finde ich, dass viele der medizinischen Fachkräfte, die in der Krankenstation tätig sind, egal ob nun medizinische Assistent*innen oder Ärzt*innen, ehemalige Kinder der AMPO-Waisenhäuser sind, die an ihre Schulzeit eine medizinische Ausbildung oder ein Fachstudium angeschlossen haben, oft dank der Unterstützung von AMPO. Ein weiterer wichtiger Baustein sind auch die (Material)Spenden, dank derer Medikamente kostenlos verteilt und die Frauen auf einem fachgerechten gynäkologischen Stuhl behandelt werden können. Auch die Brillen, die ich in den ersten Tagen in der Ophthalmologie reinige und sortiere, sind Teil der Spenden, die kistenweise per Container zu AMPO verschifft werden. Ich erlebe die Praxis in einem ganz neuen Zustand, da erst kurze Zeit vor meiner Ankunft modernes Gerät beschafft wurde, das es den beiden Augenärzten Bernard und Aziz ermöglicht, noch besser auf die Sehschwächen ihrer zahlreichen Patient*innen einzugehen. Neben den üblichen Sehproblemen, die sich von Natur aus oder mit dem Alter einstellen, gibt es in Burkina Faso noch andere Faktoren, die Augenprobleme begünstigen, allen voran der Staub auf den Straßen, der sich nicht nur binnen Sekunden auf allen Kleidern festzusetzen scheint, sondern auch die Augen nicht verschont, vor allem beim Motorradfahren. Auch der schwarze Rauch, der aufsteigt, wenn der zu Haufen zusammengetragene Plastikmüll privat verbrannt wird, trägt sicher nicht unbedingt zum Wohl der Augen bei. Bestimmte Berufsgruppen sind zudem besonderen Risiken ausgesetzt, zum Beispiel die zahlreichen Schweißer, die keinen geeigneten Augenschutz haben und so direkt dem hellen Licht ausgesetzt sind, das bei diesem Vorgang entsteht. Vor allem am Nachmittag kommen dort viele Schülerinnen und Schüler vorbei, die nicht lesen können, was in der Schule an der Tafel steht. Um dieses Problem zu beheben plant eine Gruppe von Schülerinnen der amerikanischen Schule in Ouagadougou ein Projekt, bei dem mithilfe von Schnelltests in einigen Schulen SchülerInnen mit einer Sehschwäche erfasst und direkt zu AMPO geschickt werden

Auf den Bänken vor den Zimmern, in denen die allgemeinmedizinischen Sprechstunden abgehalten werden, warten ab dem frühen Morgen bereits zahlreiche Menschen, vor allem Mütter mit ihren Kindern. Auf der Straße vor dem Haus bauen Frauen ihre mobilen Stände auf, an denen Plastiktüten mit Wasser, kleine Gebäckstücke und andere Knabbereien verkauft werden. In den Beratungszimmern werden derweil die Personalien jedes einzelnen Patienten aufgenommen und säuberlich in ein großes Heft des Gesundheitsministeriums eingetragen, eine Aufgabe, die mir ein paar Tage lang anvertraut wird und mich zu anfangs sehr fordert. Die für Burkina Faso typischen Namen und Vornamen höre ich zum größten Teil zum ersten Mal in meinem Leben! Neben den Ouédraogos, Compaorés und Sankaras gibt es nämlich auch noch die Sandwidis, Guigmas, Yaméogos, und so weiter und so fort… So, wie man in Deutschland an gewissen Vornamen glaubt, etwaiges Alter und soziale Gesellschaftsschicht einer Person bestimmen zu können (und sich dabei manchmal mächtig täuscht!), kann man in Burkina daran oft nicht nur die Religion erkennen, sondern auch die entsprechende ethnische Bevölkerungsgruppe. Dies führte manchmal zu Situationen, in denen ich mich zumindest zu Anfang als absoluter Grünschnabel outete, O-Ton: Machst du Witze? Er heißt Mamadou! Wie kannst du da noch ernsthaft fragen, ob er heute Morgen auch in der Kirche war?

Während die burkinische Namenskunde für mich zu Anfang ein rätselhaftes Fachgebiet ist, wiederholen sich Diagnosen und verschriebene Medikamente zusehends: Wer nicht den Luxus eines Mückennetzes hat, riskiert eine unter Umständen chronische Malaria-Infektion, schlechte hygienische Bedingungen und der Umstand, dass Seife ein Luxusprodukt sein kann, rufen Hautprobleme hervor. Beeindruckt bin ich davon, mit welch engelsgleicher Geduld und welcher Hingabe das medizinische Personal von AMPO sich in Ruhe jeden Patienten anschaut und berät. Schön finde ich auch, dass das Gespräch auf Mooré geführt wird, der Muttersprache der meisten Ouagalais, anstatt in einem unpersönlich-administrativen Französisch. Auch wenn ich nur mal hier und da bruchstückhaft Worte zu erkennen meine, merke ich, dass das Vertrauen der Menschen absolut da ist – das verrät mir die Tatsache, dass während der Gespräche viel gelacht und geschmunzelt wird.

Die Rolle der burkinischen Frau – La Journée de la Femme

Ganz unverhofft stolpere ich in meiner ersten Woche bei AMPO erst einmal über einen Feiertag, den ich gar nicht auf dem Schirm hatte – den Internationalen Frauentag am 8. März, auf Französisch: Journée Internationale de la Femme. Dementsprechend underdressed fühle ich mich am betreffenden Donnerstag in meinen weiten Stoffhosen, als sämtliche Mitarbeitende von AMPO und das gesamte Mädchen-Waisenhaus sich in ihren aus dem anlässlich für diesen Tag bedruckten Stoff geschneiderten Kleidern und Röcken bei P.P. Filles einfinden. Dass dieser in Deutschland meist nur wenig beachtete Tag in Burkina Faso einen so hohen Stellenwert hat, überrascht mich zunächst, wird mir aber nach meinen erstaunten Rückfragen plausibel erklärt: Es war Thomas Sankara, der als politischer Vordenker im Burkina Faso der 80er Jahre der Emanzipation sowie den Frauenrechten eine solche Wichtigkeit beimaß, dass der 8. März zu einem Feiertag erklärt wurde. Jedes Jahr steht der Frauentag thematisch unter einem anderen Schwerpunkt, in diesem Jahr La participation de la femme à la gouvernance : état des lieux, défis et perspectives – Die Beteiligung der Frauen an Verwaltung und Regierung: Status Quo, Herausforderungen und Perspektiven. Ein selbstkritisch gewählter Fokus, wie es scheint. Von den zahlreichen Ministerialposten der aktuellen Regierung ist nämlich nur ein verschwindend geringer Bruchteil mit Frauen besetzt.

Doch das Thema der Beteiligung der burkinischen Frauen in Verwaltung und Politik lässt sich keineswegs nur auf die obersten Ränge der politischen Elite beziehen: Dies beweist während der Feierlichkeiten bei P. P. Filles die Aufführung der Theatergruppe Atelier Théâtral Burkinabé, die die Geschichte einer frischverwitweten Frau zeigt, die durch das Patriarchat in ihrer Schwiegerfamilie ihrer gesamten Habe beraubt wird. Das Stück wird auf Mooré gespielt und berührt das AMPO-Publikum: Obwohl darin ein so ernstes Thema behandelt wird, verordnet schallendes Gelächter den Schauspielenden immer wieder spontane Zwangspausen. Als es nach ein paar kurzen, wenn auch sehr leidenschaftlichen Reden, dem Theaterstück und der Verleihung einer Auszeichnung für eine durch Mikrokredite von AMPO unterstützte Frauenkooperative unter der Überdachung des Innenhofes von P. P. Filles fast unerträglich heiß geworden ist, geht die Veranstaltung in ihren informellen Teil über: Nach der Übergabe mehrerer behindertengerechter Rollstühle folgt ein Empfang für alle Anwesenden, bei dem neben erfrischenden Getränken auch Popcorn verteilt wird. Normalerweise würde an diesem Tag noch viel ausgelassener gefeiert werden, auch eine Tanzaufführung der Mädchen aus dem AMPO-Waisenhaus Annexe gehört eigentlich fest ins Programm. Dieser 8. März 2018 soll aber auch ein Trauertag sein, in Gedenken an die Opfer der Anschläge am 2. März und deren Familien. So bestimmen in diesem Jahr statt Tanz und lauter Musik hier und da schwarze Accessoires und eine allgemein recht betretene Stimmung das Bild.

Tagsüber der Staub zwischen den Zeilen, abends voneinander lernen

Die Orte, an denen ich während meines sechswöchigen Praktikums zweifelsohne am meisten Zeit verbracht habe, waren die Höfe der beiden Waisenhäuser. Tagsüber, während die Kinder in der Schule waren, kümmerte ich mich nach meiner Zeit in der Krankenstation erst einmal um die Bibliothek, sortierte und fing mir dabei – ja, und das bei über 40 Grad – erstmal eine ordentliche Erkältung ein. Dies lag an dem bereits erwähnten, wirklich omnipräsenten Staub, der durch jede noch so kleine Ritze dringt und natürlich auf dem schweren Papier der zahlreichen Bücher ein perfektes neues Zuhause findet. So war ich nach einigen Stunden Arbeit nicht nur permanent am Niesen, sondern sah nach getaner Arbeit auch unbeschreiblich dreckig aus. Der Staub war einfach überall! An diese Unternehmung schlossen sich drei Projekte zum Thema Lesen und Literatur an, die ich für die Kinder konzipieren, planen und mit ihnen gemeinsam durchführen wollte. Die Literatur ist nämlich nicht nur ein wichtiger Bestandteil meines Studiums und das Lesen für mich seit meiner Grundschulzeit eine persönliche Leidenschaft, mir fiel außerdem auf, dass die Kinder und Jugendlichen zwar durchaus Interesse am Bibliotheksangebot zeigten, dieses Interesse beschränkte sich jedoch vor allem auf Kinderbücher, die meist weit hinter dem eigentlichen Französischniveau zurücklagen. Dies war in den meisten Fällen der Tatsache geschuldet, dass diese Lektüre viele bunte Bilder enthielt, also interessanter schien als Bücher mit hohem Leseanteil. Doch wie könnte man die Kinder und Jugendlichen, zudem noch aus verschiedenen Altersgruppen von 9 bis 18 Jahren, dazu motivieren, sich eine für ihr Alter geeignete Lektüre auszusuchen, die sie im besten Falle nicht nur unterhalten, sondern auch ihre Lesekompetenzen verbessern würde?

Im aufgeheizten Innenraum der Bibliothek brütend entwarf und verwarf ich mind maps, Ideen, Konzepte, bis ich schließlich fünf Vorschläge für verschieden ausgestaltete Projekte vorweisen konnte. Mit diesen ging ich zu den Leiter*innen und Erzieher*innen der beiden Waisenhäuser, um mit ihnen gemeinsam Projekte auszusuchen, Vorschläge zu integrieren und mir Tipps geben zu lassen. Schlussendlich einigten wir uns auf drei unterschiedliche Projekte, die mit den Kindern durchgeführt werden sollten: ein Märchen- und Geschichtenabend, ein Comic-Workshop und ein Buchvorstellungsprojekt. Diese sollten am Wochenende des 6. bis 8. April durchgeführt werden, gemeinsam mit einem öffentlichen Bücherverkauf im Restaurant, dessen Erlös den Einrichtungen von AMPO zugutekommen sollte. Aber dazu später mehr.

Wie viele Abende habe ich in Gesellschaft der aufgeweckten AMPO-Kinder verbracht, die ich sofort ins Herz geschlossen hatte! Natürlich immer möglichst abwechselnd bei Jungs und Mädchen, um keinen von ihnen zu enttäuschen, was bei 120 Kindern sicherlich nicht immer einfach ist! Oft standen natürlich Hausaufgaben, Nachhilfestunden und andere schulische Projekte auf dem Plan. Die Disziplin der Kinder und Jugendlichen hat in mir regelmäßig eine große Bewunderung hervorgerufen, da sie bereits zu früher Stunde aufstehen, den ganzen Tag in der Schule verbringen und dann am Abend bis zum Schlafengehen fleißig über ihren Heften und Aufgaben brüten. Das heißt aber keineswegs, dass die Schule alles ist, was die Mädchen und Jungs von AMPO so interessiert und bewegt: An den Abenden, an denen es mal ein wenig lockerer zugehen kann, werden bei den Mädchen kunstvolle Frisuren geflochten – wobei die Flechtfähigkeiten regelmäßig an meinen glatten kurzen Haaren scheitern -, es wird viel gesungen, sich gemeinsam auf Amélias großen Gesangswettbewerb vorbereitet und auch ausgelassen gelacht. Auch die Jungs erzählen gerne und durchlöchern mich noch lieber mit Fragen, von ihnen lerne ich außerdem das gesamte Repertoire an coolen Handschlägen und Moves, die in Burkina Faso ein essentieller Bestandteil der Begrüßung sind, und das nicht nur unter Jugendlichen!

Aber auch außerhalb der gemeinsamen Abende gibt es einiges zu erleben: So hatte ich in den sechs Wochen bei AMPO die Ehre, die Kinder ebenso zu ihrem Schwimmunterricht zu begleiten – alle zusammen auf die Ladefläche des Transporters gepackt – wie auch zum Gottesdienst. Unvergessen bleibt auch der Abend vor den Osterferien bei den Mädchen, an dem wir zuerst zu „selbstproduzierten“ Trommelklängen und später zu den Pop-Liedwünschen ausgelassen tanzten, bevor es am nächsten Morgen für die meisten in die wohlverdienten Ferien ging. Die 10 Tage Ferien waren für mich allerdings ein echter Dämpfer, obwohl ich einiges an Arbeit hatte und auch sonst viele schöne Dinge unternehmen konnte, haben mir die Kids in dieser Zeit schon sehr gefehlt – umso freudiger war das Wiedersehen nach dieser kleinen Pause!

Reifenpanne und Mangos im Fußraum – Ausflug nach Koudougou

An einem ganz gewöhnlichen Mittwoch, es ist der 21. März, werden Alina, die andere Praktikantin bei AMPO, und ich gefragt, ob wir nicht Lust hätten, mit Edouard, dem Leiter der Rollstuhlwerkstatt und Hervé, dem Fahrer, zusammen nach Koudougou zu fahren. Und wie! Kurze Zeit später sitzen wir im Auto, dessen Ladefläche mit Ersatzmaterial für behindertengerechte Fahrräder und Motorräder ausgestattet ist. Denn die Strecke in die drittgrößte Stadt Burkina Fasos nehmen wir ja nicht einfach mal so aus Spaß auf uns. Dort versammelt sich die lokale Vereinigung behinderter Menschen, die Ersatzteile und Reparaturen in Anspruch nehmen können, zu einem besonders niedrigen Preis, der durch AMPO ermöglicht wird. Leider lassen wir die knapp 40 Menschen ganz schön lange warten, denn irgendwo auf halber Strecke bemerkt Hervé ein Problem am Vorderreifen, der daraufhin in der prallen Mittagshitze gewechselt werden muss, zwischen einem Dorf aus gruppierten Lehmhütten und rotstaubiger, trockener Natur. Am Ende brauchen wir auf dem Hinweg für die knapp 100 Kilometer lange Strecke fast 4 Stunden! Für mich gewinnt Reisen plötzlich eine andere Dimension, ebenso die Definition von Überlandstraßen – das Ausweich-Spiel um die Schlaglöcher herum erinnert eher an eine Achterbahnfahrt als eine Reise auf der Nationalstraße. Und das „Autobahnkreuz“ zwischen Koudougou und Bobo-Dioulasso ist nichts anderes als ein Kreisverkehr, um den herum sich Händler positioniert haben, bei denen man noch schnell lebendige Hühner, Gewürze oder Mangos erwerben kann. Mit letzterem sind wir allerdings schon ausgestattet. Auf dem Land sind Mangos so günstig, dass wir einmal kurz anhalten, ein Junge uns einen ganzen Eimer Früchte in den Fußraum kippt und Edouard dafür 300 Francs CFA bezahlt – das sind knapp 50 Cent!

In Koudougou angekommen machen wir uns schnell ans Werk, denn die Leute mussten ja nun schon lange genug auf uns warten, lediglich im Schatten von ein paar spärlich gesäten Bäumen sitzend: Ersatzteile werden verschraubt, eine Liste von Edouard verlesen und je nach Bedarf die betreffenden Materialien verteilt. Das Ganze dauert eine Weile, vor allem die Berechnung der Materialkosten am Ende, doch nach ein paar Stunden sind die Fahrrad- und Motorradfahrer*innen wieder mit allem Nötigen für ihre Mobilität ausgestattet – bis zum nächsten Besuch von Edouard und Hervé! Die Rückfahrt verläuft glücklicherweise ohne größere Pannen, wir reden und verlieren uns in der weiten, vom Sonnenuntergang nun in einem dunklen Rot gefärbten Natur. Pünktlich mit Anbruch der Dunkelheit erreichen wir das mir mittlerweile vertraut gewordene Ouaga. Vielen Dank für diesen spannenden Tag!

Alles von A bis Z: das Lese- und Literaturwochenende

Wie bereits erwähnt stand das Wochenende vom 6. bis zum 8. April ganz im Zeichen des Lesens und der Literatur. Den Beginn machte am Freitagabend die Erzählrunde, die ich ursprünglich nur für die jüngeren Kinder angedacht hatte. Nach weiteren Gesprächen mit den Erzieher*innen stellte sich allerdings heraus, dass die Faszination für Geschichten und Märchen ja nicht nur eine gewisse Altersgruppe betrifft und zudem in Burkina Faso eine sehr gemeinschaftliche Aktivität ist – berechtigte Einwände, über die ich so zuvor gar nicht nachgedacht hatte. So brachte mich der Austausch mit dem überwiegend burkinischen Team von AMPO auch in dieser Situation dazu, meine europäische Sichtweise zu modifizieren. In Deutschland würde man bei solchen Projekten, zumal mit Kindern, versuchen, die Gruppengröße einzuschränken, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Doch dabei vergisst man die gemeinschaftlich-integrative Komponente, die in der Kultur Burkina Fasos so wichtig ist: Das Geschichtenerzählen ist hier eine gemeinschaftliche Aktivität, an der sich alle beteiligen und somit zum gemeinsamen kulturellen Gedächtnis beitragen können. Diese gemeinschaftliche und demokratische Form der Kulturvermittlung hat mich schwer beeindruckt.

So kam es, dass sich Jungs und Mädchen jeden Alters gemeinsam mit den Erzieher*innen im Innenhof des Jungen-Waisenhauses einfanden und sich auf Bänke setzten, die um eine typische gemusterte Bastmatte, eine natte, herum angeordnet waren, in deren Mitte sich die jeweiligen Geschichtenerzähler*innen setzten. Zunächst erzählte ich eines der bekanntesten deutschen Märchen, nämlich „Rumpelstilzchen“. Dessen Übertragung in ein verständliches Französisch war zuvor eine echte Herausforderung für mich gewesen, beginnend allein schon bei der Übersetzung des Namens des gemeinen Zwerges, den man im Französischen in „Outropistache“ umbenannt hat. Nach der Erzählung gab es ein kleines Quiz, bei dem die Kinder zeigen konnten, was sie von dem ihnen bisher unbekannten Märchen verstanden hatte – natürlich mit den beliebten Kopiko-Bonbons als süße Belohnung! Danach übernahm Pélagie, eines der älteren Mädchen, die Rolle der Erzählerin. In einem unserer zahlreichen Gespräche hatte ich herausgefunden, dass sie sich sehr für burkinische Märchen und Geschichten interessierte und entsprechende Lektüren aus der AMPO-Bibliothek entlieh. Warum also nicht sie ein traditionelles Märchen auf Mooré erzählen lassen? Gesagt, getan! Schließlich ist dies sowieso die Sprache, mit der die meisten AMPO-Kinder am vertrautesten sind – dementsprechend viel wurde gelacht und geschmunzelt. Nach dem „offiziellen“ Teil ging es weiter mit einer offenen Runde, in der alle dazu eingeladen waren, Geschichten, Rätsel und Witze vorzutragen. So fand der Abend einen sehr heiteren Ausklang, bevor die Kinder dann auch irgendwann ins Bett mussten.

Am Samstagmorgen waren wir schon zeitig auf den Beinen, um den öffentlichen Bücherverkauf vorzubereiten. Am Abend davor hatten wir bereits die Verkaufstische aufgebaut und die Bücher je nach Kategorie darauf angeordnet. Die Auswahl reichte von schwedischer Belletristik über deutsche Krimis bis hin zu Sushi-Kochbüchern, kurzum: ein bunter Mix, bei dem LeserInnen mit jedem Geschmack fündig werden konnten. In der schnell anschwellenden Hitze eines Aprilvormittags war der Andrang zwar überschaubar, die Studierenden der Germanistik und deren Professoren von der Universität von Ouagadougou und einige Mitglieder der deutschen Community vor Ort verweilten aber gerne, um zu stöbern, eine Kleinigkeit im Restaurant zu sich zu nehmen und schließlich mit stapelweise Lesestoff von dannen zu ziehen. Ein netter Vormittag mit angeregten Unterhaltungen, durch dessen Erlös Nährstoff-Kits für 100 kranke Kinder bereitgestellt werden konnten!

Am Nachmittag fand mit den Jungs und Mädchen ein Comic-Workshop statt, da ich während meiner Arbeit in der Bibliothek festgestellt hatte, dass die Kombination aus Bild und Text vor allem für die jüngeren unter ihnen besonders attraktiv schien. Deshalb war auch der Andrang deutlich größer, als eigentlich angenommen, da parallel auch noch die Zirkus- und Karate-Workshops stattfanden. So saßen wir zu etwa zwanzigst unter der paillote bei den Jungs, während liebevoll ausgestaltete Autos, Blumen und Alltagsszenen entworfen wurden. Diese Gemälde, die durch den Text, mit dem sie versehen wurden, ganz unterschiedliche Geschichten erzählten, findet man nun in der AMPO-Bibliothek ausgestellt.

Am Sonntagnachmittag sollten eigentlich ein paar der älteren Jugendlichen, die zum Teil bereits echte Leseratten sind, den anderen ein Buch aus der Bibliothek vorstellen und danach einen Fragebogen, den sie zuvor ausgefüllt hatten, in eine Kartei mit Buchrezensionen abheften. Hierzu kam es leider nie, da ein erheblicher Teil leider entweder kränkelte und sich ausruhen musste, oder unterwegs war. Aber wer weiß, vielleicht wird die Kartei in Zukunft ja eigenständig genutzt werden und als Inspiration in der Auswahl des Lesestoffes dienen?

Wer hat an der Uhr gedreht?

Man könnte meinen, sechs Wochen seien eine lange Zeit, ich verbrachte schließlich meine kompletten vorlesungsfreien Wochen bei AMPO! Gerade war ich noch von der letzten Klausur die Gangway hinunter in die sengende Hitze gestolpert, und nun sollte ich schon wieder gehen? Die Zeit war vollgepackt gewesen mit neuen Eindrücken, zahlreichen Begegnungen mit beeindruckenden Personen, die Erschließung einer mir bis dahin vollkommen unbekannten Mentalität und Art, die Welt zu sehen. Dazu kamen wunderbar lustige und berührende Momente mit den Jungs und Mädchen von AMPO, ein abwechslungsreicher Praktikumsalltag und interessante Exkursionen nach Koudougou sowie in die anderen Projekte in Ouagadougou. Die Offenheit, mit der die Burkinabè aufeinander und auch auf mich zugingen, hat mich zahlreiche Bekanntschaften und Freundschaften schließen lassen, die mich sicherlich noch lange begleiten werden!

Die Arbeit, die AMPO in Burkina Faso leistet, hat mich wirklich ehrfürchtig staunen lassen, und ich habe größten Respekt vor der Gründerin Kathrin Rohde, die dies alles aufgebaut und damit ermöglicht hat: Die verschiedenen AMPO-Projekte sind nicht nur vielseitig und erreichen verschiedenste benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Burkina Faso, sie setzen auch auf Nachhaltigkeit und langfristige Lösungen, auf „Hilfe zur Selbsthilfe“. Anders als in manchen anderen Organisationen werden hier keine eurozentrischen Vorstellungen übergestülpt, die gar nicht zum kulturell-gesellschaftlichen Hintergrund Burkina Fasos passen und so jegliche Projekte bereits im Voraus zum Scheitern verdammen. Dies ist allein deshalb bei AMPO schon nicht möglich, da fast ausschließlich alle MitarbeiterInnen Burkinabè sind und zu einem nicht geringen Anteil auch selber ehemalige AMPO-Kinder. Hier wird nicht eine Seite in ihren Vorstellungen belehrt oder berichtigt, sondern es wird voneinander gelernt. Deshalb habe ich mich auch dazu entschieden, die Patenschaft für eines der Mädchen im Waisenhaus Annexe zu übernehmen, um die Entwicklung eines Mädchens und die Arbeit von AMPO mit einem kleinen Beitrag auch in Zukunft zu unterstützen.

Ich als Praktikantin habe das Gefühl, dass mir durch die sechs Wochen bei AMPO und in Burkina Faso etwas ganz Wunderbares zuteilwurde: Mein Weltbild und damit auch meine Persönlichkeit sind um einen Teil ergänzt worden, an dessen Stelle zuvor eine Lücke klaffte. Das weiße Blatt ist zu einer bunten Collage geworden. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei all denen bedanken, die mir das Praktikum ermöglicht und die sechs Wochen bei AMPO zu einer so bereichernden Zeit haben werden lassen, allen voran natürlich Kathrin Rohde, AMPO und die gesamte Belegschaft, die für ihre Arbeit brennt, Sahel e. V. in Plön und allen wunderbaren Menschen, denen ich während dieser Zeit begegnen durfte. Merci mille fois und Bárkà!

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