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Drei Wochen Hitze auf Tondtenga

Laura Johanna Fischer: MeinDas AMPO-Zentrum (Restaurant) Praktikum auf Tondtenga vom 29.07.- 17.08.2017

Liebes AMPO/Sahel-Team,

Nun bin ich seit drei Wochen wieder zurück in Deutschland und möchte euch gerne etwas von meinen Eindrücken, Erfahrungen,… berichten. Auch wenn das natürlich nie ganz machbar ist, da man noch viel mehr mitgenommen hat, als man hier schreiben könnte!

Am Samstag, den 29.07.war es soweit und zusammen mit zwei Kindern (von der Organisation „Hammerforum“) ging es auf nach Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos. Nach einem langen anstrengenden Flug konnten die beiden glücklich von ihren Vätern in Empfang genommen werden und ich wurde von dem netten AMPO-Fahrer Ahmed in meine erste Unterkunft gebracht, die sich im AMPO-Zentrum (Restaurant) befand.

Ich war erst einmal einfach glücklich zurück in Afrika zu sein, die Geräusche, Leute, Musik,… Westafrikas wieder zu hören/sehen!

Am nächsten Tag durfte ich Andrea kennen lernen, die mir erst einmal einiges über AMPO erzählte und mich dann auf Tondtenga brachte, wo gerade noch eine Art Sommerferienprogramm für die Mädchen und Jungen von den beiden Waisenhäusern, als auch für die jungen Frauen von MIA-ALMA stattfand.

biologischer Anbau auf TondtengaNach erster „Anfangsscheuheit“ kamen immer mehr Kids dazu und wollten einfach mit mir reden, Mensch-ärgere-dich-nicht spielen oder mich über die Farm führen. So konnte ich schon einmal erste Eindrücke von der Farm gewinnen, auf der ich die nächste Zeit verbringen würde.

Es ist einfach wunderschön dort! Da es etwas abgelegen von der Hauptstadt, am Rande vom Dorf liegt, ist es schön ruhig und man hört hauptsächlich die Geräusche der Natur! Insgesamt ist Tondtenga etwa 7 ha groß und um wirklich alles einmal gesehen zu haben, braucht es schon seine Zeit, da man immer wieder neue Ecken entdecken kann! Auf der einen Seite der Farm findet die landwirtschaftliche Ausbildung statt. Hier befinden sich die Felder, die von jedem Auszubildenden selbst, als auch in Gruppen bearbeitet werden. Allein die vielen verschienen Früchte- und Gemüsesorten zu sehen ist schon ein schöner Anblick.

Esel auf dem Farm-GeländeUm ein paar Beispiele zu nennen: es wird viel Aubergine (die Einheimische, als auch die „unsrige“), Tomaten, Okkraschoten, Peperoni, Gurken, Mais, Hibiskus, Hirse, Bohnen, Sesam, Erdnüsse, Papaya und vieles mehr angebaut!

Auf der anderen Seite findet die Ausbildung in der Tierhaltung statt. Auch hier werden viele verschiedene Tiere gehalten (z.B. Kühe, Schweine, Esel, Hühner, Ziegen, Schafe, Pferde, Perlhühner, Truthähne,…) sodass Kenntnisse über alle hier gehaltenen Tiere gewonnen werden können.

Abends durfte ich noch am Abschlussfest teilnehmen, das um ein großes Lagerfeuer stattfand. Jeder durfte eine Geschichte erzählen und anschließend wurde noch getrommelt und dazu getanzt. Leider war ich noch von der Reise so erschöpft, dass ich recht früh schlafen ging. Zusammen mit einigen Kids und der zuständigen „Tanti“ durfte ich in einem der Häuser dort die Nacht verbringen.

Hier durfte ich unterkommenAm folgenden Tag standen alle früh auf, da alles voll sauber gemacht und gepackt werden musste, bevor alle abreisten. Die Kinder vom Waisenhaus sind anschließend in Ferien zu sich ins Dorf gefahren und ich habe den restlichen Tag in Ouagadougou verbracht. Abends durfte ich auch Katrin besser kennen lernen, da sie Martin (ein Franzose, der ebenfalls eine Art Praktikum bei AMPO machte) und mich zum Essen einlud. Das war nun eine nochmal ganz andere Erfahrung, die aber auch sehr schön und interessant war.

Am nächsten Tag durfte ich den Direktor von Tondtenga kennen lernen. Ein sehr netter, gesprächiger Mann, mit dem man über alles reden kann. Er brachte mich dann auch zusammen mit einem Teil meines Gepäcks (den anderen Teil lies ich in dem Zimmer das ich bekommen hatte und ich weiterhin nutzen durfte) nun ganz offiziell auf Tondtenga. Ich bekam eines der Zimmer neben den anderen „encadreurs“ (Betreuer, wovon es drei gab, aber immer im Wechsel zwei auf Tondtenga waren) und der Direktor nahm zuerst noch ein paar Maßnahmen gegen Schlangen….(während meinem Aufenthalt auf der Farm hatte ich aber das Glück keiner zu begegnen). So durfte ich dann auch zwei der Betreuer kennen lernen, mit denen ich mich auch gleich gut verstand.

Versammlung auf TondtengaNach und nach kamen auch die ersten Jungs (die Auszubildenden) von ihren kurzen Ferien auf dem Dorf wieder (so lange die Kinder vom Waisenhaus da waren, war der Betrieb auf der Farm natürlich eingestellt, sodass alle ein wenig Ferien hatten). Insgesamt sind zurzeit 50 Jungen (im Alter von 14- 27 Jahren) zur Ausbildung, die je zwei Jahre andauert, auf Tondtenga.

Da noch nie längere Zeit eine weibliche Person auf Tondtenga war, war es anfangs seltsam für die Jungs mich jeden Tag zu sehen. Doch nach und nach legte sich der Abstand und als ich abreiste fragten einige, ob ich nicht noch länger bleiben könnte bzw. wann ich denn wieder kommen würde.

So fing ganz langsam der Betrieb auf Tondtenga wieder an. Wobei für den neuen Abschnitt erst wieder neu geplant werden musste (was, wie den Jungs beigebracht, gezeigt,… werden soll). Dazu fand eine Versammlung statt, an der (fast) alle des Tondtengateams teilnahmen (und ich auch teilnehmen durfte), sodass ich nun wirklich alle kennen lernen durfte (z.B. auch die Sekretärin und die „Lehrer“, die auch theoretischen Unterricht geben). Hier kam es auch zur Aussprache einiger Probleme, änderungen,… somit bekam ich einen tiefen Einblick in den Betrieb von Tondtenga.

Man gewöhnt sich sehr schnell an den Tagesrhythmus hier. Morgens gegen 6:30h wird man automatisch wach! Es ist einfach hell, die Jungs kommen nach und nach und gehen die Tiere füttern oder sonstigen morgendlichen Arbeiten nach. Danach wird geduscht und es gibt Frühstück (eine Art süßer Hirsebrei). Wenn wieder der Betrieb richtig aufgenommen wird, ist morgens von 8-12h Theorieunterricht im Klassenzimmer. Da die meiste Zeit, die ich auf Tondtenga verbrachte, alles erst langsam wieder anfing, gaben eben die Betreuer den Jungs Aufgaben vor. Um die Regenzeit (=Pflanzzeit) noch auszunutzen, wurden Samen zum Aussäen verteilt, die die Jungs in freigelegte Beete ausstreuten (z.B. Gurkensamen und Hibiskussamen). An einem anderen Tag wurden die zuvor aufgezogenen Papayapflanzen zu den schon vorhandenen Papayabäumen ausgesetzt.

Auch hier gibt es einiges zu beachten. Zum Beispiel mussten immer vier Zitronengraspflanzen eine Papayapflanze umgeben.
Da der Betrieb ja für zwei Wochen ganz ausgefallen war, mussten viele Beete erst wieder frei gemacht werden (siehe Bild oben).

Beim Pflanzen der PapayabäumeEs wurden Bäume geschnitten, sodass diese wieder besser Früchte produzieren können und Wege wieder freigelegt. Neue Beete wurden geschaffen, Auberginen, Okkraschoten u.ä. geerntet, die Pflanzen gegossen, Kompost um die Pflanzen verteilt und vieles mehr.

Gegen 13h gibt es Mittagessen (es kommen jeden Tag zwei bis drei Köchinnen die Essen für den ganzen Tag für alle zubereiten) und danach ist erst einmal Mittagspause. Da es hier auch einen solarbetriebenen Fernseher gibt, wird dieser gerne in der Mittagspause eingeschaltet (meistens um Musikvideos oder Filme zu schauen) oder es werden Spiele gespielt oder einfach geredet, geschlafen. Bei richtigem Betrieb ist ab 15h-17h praktischer Unterricht, in dem auf die Felder gegangen wird, um Pflanzmethoden und vieles mehr zu zeigen.

FutterherstellungAls ich da war, wurden einfach die verteilten Aufgaben von morgens weiter geführt oder es gab ab und an Ausfahrten (mit ein paar Jungs, die dann hinten auf der Ladefläche des Autos mitfahren durften) um Futter für die Tiere zu besorgen. Dies besteht aus vielen verschiedenen Komponenten, die dann in richtigem Verhältnis gemischt werden müssen. Kam das Auto vollgeladen z.B. mit Säcken an Baumwollsamen, Maismehl, Fischpulver u.ä. wieder, halfen alle beim Ausladen (die Säcke werden in Containern gelagert). Samstags ist immer der Tag der Futterherstellung. Es werden nun die Erdnusskringel zu Pulver verstampft (mittlerweile gibt es auch eine Maschine dafür) und alle benötigten Säcke herbei geschafft. Bevor gemischt wird, wird geschaut für welche Tiere was in welcher Menge benötigt wird und auf eine Woche (die das Futter reichen soll) hochgerechnet. So lernen die Jungs wie man das Futter für seine Tiere selbst herstellen kann, sodass es auch eine ausgewogene Ernährung für die Tiere ist. Anschließend wird alles (wie berechnet) abgewogen und gut vermischt. Das nun fertige Futtergemisch wird wieder in Säcke abgefüllt und in den Vorratscontainer gebracht. So erfolgt die Futterherstellung für jede einzelne Tierart, was schon den ganzen Vormittag in Anspruch nimmt.

Gegen 18h wird häufig ein Fußballspiel auf dem großen Kiesplatz gestartet (auch ich durfte mitspielen), wobei die Betreuer immer Fahrt zu den Dörfernmitspielen. Danach wird geduscht und es erfolgt die Abendessenausgabe. Dunkel wird es schon gegen 19h, aber da es hier Solarstrom und kleine Solarleuchten gibt, gibt es immer genügend Licht. Meist wird dann auch der Fernseher angeschaltet, um nun auch den Nachrichten zu folgen, bzw. danach noch „Sportschau“ oder anderes anzuschauen. Je nach Müdigkeit des Betreuers ist dann gegen 22h oder auch einmal 23h Schluss und alle gehen schlafen. So sah also der typische Tagesablauf aus, wobei es öfters Ausnahmen (zumindest für mich) gab. Zum Beispiel durfte ich zweimal mit „auf Mission gehen“.

Tondtenga hat mit den Dörfern, aus denen die Jungen kommen, beschlossen, dass sobald die Jungs ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sie zurück in ihr Dorf gehen und dort eine Gruppe (je 10 Jungs kommen immer aus einem Dorf) bilden, um das vom Dorf gestellte Land biologisch zu bearbeiten.

Besichtigung des Schafstalls
Besichtigung des Schafstalls

Gleichzeitig stellt Tondtenga als Startkapital ein paar Tiere (z.B. Schweine), baut für die Tiere einen Stall, eine Wächterunterkunft, sowie Werkzeug und einen Lagerraum und eine solarbetriebene Wasserpumpe. Alles wurde für die letzte „Sektion“ (an Auszubildenden) schon gemacht, außer der Kauf der Tiere, da noch auf das Fest der Muslime (Tabaski) gewartet wurde, sodass die Tiere dann billiger zu kaufen sind. Um nun zu überprüfen, ob alles geklappt hat und die Jungs auch wirklich etwas anbauen, bzw. im biologischen Sinn (und auch richtig) anbauen, gehen immer zwei des Tondtengateams (die extra dafür zuständig sind) „auf Mission“.

Die Dörfer liegen außerhalb Ouagadougous, sodass man zu manchen Dörfern schon (mit dem Auto) einige Stunden (je auch nach Wegbeschaffenheiten) benötigt. Morgens sind wir also mit dem Chauffeur aufgebrochen, haben unterwegs noch „Proviant“ eingekauft und kamen gegen Mittag in das erste Dorf. Dort fuhren wir direkt zum Grundstück, das den Jungen zum Bearbeiten überlassen wurde. Hier warteten schon zwei der Jungsgruppe und einige Eltern, sowie der Dorfälteste. Nachdem wir den Bau des Schweinestalls begutachtet haben, machten wir noch ein paar Fotos. Leider wurde bisher noch kaum was angebaut, da hauptsächlich auf die Tiere gewartet wurde.

Schweinestallneubau
Schweinestallneubau

So wurde den Versammelten erklärt, dass es wichtig sei, dass auch Landwirtschaft auf der Fläche betrieben wird, sodass das Grundstück als gutes Beispiel (da biologisch bearbeitet) für das Dorf voran gehen kann. Nachdem einige Abmachungen getroffen und noch einige Fotos gemacht wurden, ging es auch schon weiter zum nächsten Dorf. Insgesamt waren wir so in drei der Dörfer, wobei es überall ähnlich aussah.
Viele warteten noch auf die ausstehenden Tiere, da viele darin mehr Verdienst sehen, als in der Landwirtschaft. Das ist sehr schade, da ja gerade auch der biologische Anbau einen großen Teil auf Tondtenga ausmacht und gerade das sehr wichtig für die Böden und alles ist.

Leider sah es genauso bei unserer zweiten Dorfbesichtigungstour aus. Viele der Jungsgruppen suchten schon anderswo Arbeit und nur zwei oder drei blieben übrig, um das Projekt ein wenig zu verwirklichen. So kam es in einem Dorf zu einer großen Aussprache mit dem dortigen Dorfältesten. Nach einer langen Diskussion in dem dortigen „maquis“ (eine Art Bar) und vielen Beschwichtigungen/Versprechungen (von dorfseitens) ging es erst spät abends im Regen zurück nach Tondtenga.

Warum das Projekt nach der Ausbildung nicht so weiterlief, wie man es gern hätte, liegt (so wurde es mir zumindest gesagt) v.a. daran, dass das alte Ausbildungsteam viele wichtige Schritte, die beim biologischen Anbau wichtig sind, den Jungs nicht richtig beigebracht haben (seit Dezember 2016 gibt es ein neues Team). Dieses Jahr hätten die jetzigen Jungs aber schon sehr viel mehr gelernt, als viele der Vorangegangenen, sodass große Hoffnung besteht, dass diese Gruppe auch nach der Ausbildung vieles, gut, biologisch anbauen können.

Das Tondtengateam sorgte aber auch gut dafür, dass ich auch etwas von Ouagadougou mitbekam. So wurde ich z.B. an einem Tag auf dem Moped durch Ouaga gefahren und mir wurden einige wichtige Ecken gezeigt. Darunter fiel zum einen das große, neue Krankenhaus oder das recht neue Viertel „Ouaga 2000“, wo seit nicht sehr langer Zeit ein rießiges Denkmal für alle, die bei den neuesten „Revolten“ Gestorbenen, steht (siehe rechtes Bild).

Außerdem wurde ich auch mehrfach zum Einkaufen (unter anderem auch Einkäufe für die Farm, wie z.B. Samen oder Tiernahrung) mitgenommen oder durfte andere Einrichtungen von AMPO kennen lernen.

So vergingen die drei Wochen Praktikum wie im Flug. Danach ging es weiter für mich nach Bénin um Freunde/Projekte zu besuchen. Da ich aber, bevor es wieder zurück nach Deutschland ging, noch einmal auf die Farm kam, war der erste Abschied nicht so schlimm. Außerdem habe ich auch vor, einmal wieder zu kommen (sei es zu Besuch oder Sonstigem).

Ich möchte mich jedenfalls bei euch allen bedanken, die mir dieses wunderschöne Praktikum und diese tollen Eindrücke/Erlebnisse ermöglicht haben! Besonders natürlich dem tollen Tondtengateam, das mich so liebevoll aufgenommen hat und mir vieles gezeigt, mich herum geführt hat und sich viel Zeit für mich nahm! Auch wieder zurück in Deutschland habe ich noch weiterhin viel Kontakt mit einigen!! Außerdem möchte ich mich auch bei Katrin bedanken, die sich auch extra Zeit für mich nahm und die so vieles aufbauen konnte. Sie kann einem wirklich ein großes Vorbild sein (v.a. im Durchsetzungs- u. Durchhaltevermögen!!)

Vielen lieben Dank!!!

Ganz herzliche Grüße nun wieder aus Rostock,
Eure Laura

Der Bericht als pdf: Bericht von meinem Praktikum auf Tondtenga

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